
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in diesem Artikel stelle ich Ihnen das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse von Eric Berne vor.
Kommunikation stellt in der Transaktionsanalyse einen transaktionalen Prozess dar, in dem die transferierten Bestandteile als Transaktion betrachtet werden.
Kommunikation folgt hierbei dem Prinzip des beiderseitigen Nutzens. Dies bedeutet, dass es zu einem wechselseitigen Gewinn im Austausch von Werten, Einstellungen und Informationen kommen muss, damit sich der Prozess der Kommunikation fortlaufend gestaltet.
Innerhalb der Kommunikation bietet eine Vielzahl von Konzepten die Möglichkeit, Einblicke in die Persönlichkeit und die Beziehungsdynamik zwischen den Kommunizierenden zu erhalten. Hierbei folgt die Transaktionsanalyse u. a. dem Leitsatz: „Ich bin OK, du bist OK.“ Damit beschreibt dieses Modell ein positives Menschenbild, das durch gegenseitigen Respekt, Verständnis und Anerkennung geprägt ist.
Die Transaktionsanalyse ist als psychologische Betrachtungsweise und Persönlichkeitstheorie zu verstehen und kann dabei helfen, das Denken, Fühlen und Handeln innerhalb einer Kommunikation zu analysieren, um sich selbst und andere besser zu verstehen.
Laut Transaktionsanalyse können wir uns während der Kommunikation in drei „Ich-Zuständen“ befinden: dem Eltern-Ich, dem Erwachsenen-Ich und dem Kind-Ich.
- Das Eltern-Ich fußt dabei auf bereits in der Kindheit erlernten Verhaltensmustern der Bezugspersonen wie Wertvorstellungen, Urteilen, Normen, Verboten, Regeln, Kritik oder Hilfe.
- Das Kind-Ich ergibt sich aus einer Vielzahl von Gefühlen, Eindrücken und Wahrnehmungen. Positives sowie negatives emotionales Verhalten, Spontanität, Denken und Fühlen, Entspannung und Genuss prägen das Bild des Kind-Ichs.
- Demgegenüber steht das Erwachsenen-Ich, dessen Zustand sich aus Erfahrungen, Erlebnissen und dem Realitätsbezug zum Leben in der Kindheit und Jugend ergibt. Das Abwägen von Vor- und Nachteilen, logisches, lösungsorientiertes und rationales Denken sowie Kooperations- und Kompromissbereitschaft gegenüber den Mitmenschen prägen diesen Ich-Zustand.
Treten Menschen in Kommunikation miteinander, können sich diese Ich-Zustände verändern – und damit auch die Art, wie kommuniziert wird. Zudem kann jeder dieser Ich-Zustände auf verbaler wie auch nonverbaler Ebene sichtbar werden und Reize aussenden. Kommunikation folgt damit einer Verkettung von Transaktionen.
Die Transaktionsanalyse unterscheidet zwischen drei Formen der Transaktion: der parallelen, der überkreuzten und der verdeckten Transaktion.
Häufige parallele Transaktionen sind:
- Eltern-Ich zu Eltern-Ich: Beide Seiten sind sich einig und machen sich bspw. gemeinsam Sorgen.
- Erwachsenen-Ich zu Erwachsenen-Ich: Gemeinsam an einer Sache arbeiten, Verbesserungen erarbeiten und auf Augenhöhe diskutieren.
- Kind-Ich zu Kind-Ich: Gemeinsam lachen oder Dinge entdecken.
Häufige überkreuzte Transaktionen sind:
- Eltern-Ich zu Kind-Ich: Kritisieren und nicht nachvollziehbare Beanstandungen; aber ebenfalls Trost spenden, liebevolles Kümmern sowie Entschuldigungen und Bekräftigungen aussprechen.
Bei der verdeckten Kommunikation, wird etwas anderes gesagt, als gemeint ist. Es wird über eine Sache diskutiert, wobei sich erst im Rahmen einer Eskalation herausstellt, dass der Grund für die Reaktion ein ganz anderer ist. Verdeckte Kommunikationen verlaufen auf mehreren Ebenen und können durch Feedback entschärft werden.
Ein zentrales Konzept der Transaktionsanalyse sind psychologische Spiele. Sie sind verdeckte Transaktionsfolgen mit einer vorhersehbaren, oft destruktiven Auswirkung. Spiele laufen meist unbewusst ab und führen zu wiederkehrenden, negativen Erfahrungen.
Typische Spiele sind:
- „Warum passiert mir das immer?“
Opferhaltung; Bestätigung einer negativen Selbstwahrnehmung. - „Ja, aber…“
Ein Vorschlag wird gemacht, aber jede Lösung wird abgeblockt; echtes Interesse an Veränderung fehlt. - „Sieh, was du aus mir gemacht hast!“
Schuldzuweisung an andere für eigenes Leid.
Das Ziel der TA ist es, diese Spiele bewusst zu machen und zu durchbrechen.
Berne postulierte zudem, dass Menschen bereits in der Kindheit ein Lebensskript entwickeln – eine Art unbewusstes Lebensdrehbuch. Dieses Skript bestimmt, wie jemand sich selbst, andere und das Leben sieht, und es beeinflusst das Verhalten oft unbewusst bis ins Erwachsenenalter.
Lebensskripte basieren auf frühen Entscheidungen, Glaubenssätzen und Erfahrungen und sind oft von sogenannten Antreibern geprägt – innere Botschaften wie:
- „Sei perfekt!“
- „Beeil dich!“
- „Streng dich an!“
- „Sei stark!“
- „Mach es allen recht!“
Diese Antreiber können sowohl motivierend als auch belastend wirken. TA zielt darauf ab, Menschen zu helfen, sich ihrer Skripte und Antreiber bewusst zu werden und sie bei Bedarf zu verändern.
Die Transaktionsanalyse findet breite Anwendung:
- Psychotherapie: Bearbeitung dysfunktionaler Muster, Auflösen von Lebensskripten, Förderung gesunder Kommunikation.
- Beratung und Coaching: Unterstützung bei der Selbstreflexion, Entwicklung authentischer Beziehungen.
- Pädagogik:
Förderung eines respektvollen, förderlichen Dialogs zwischen Lehrern und Schülern. - Management und Organisation: Verbesserung der Teamkommunikation, Führungsverhalten, Konfliktmanagement.
Die Transaktionsanalyse bietet dabei sowohl ein Diagnoseinstrument als auch konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung von Beziehungen und persönlichem Wachstum.