Grundprinzipien der Mediation

Veröffentlicht am 27. April 2025 um 15:35

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

Mediation ist ein strukturiertes und bewährtes Verfahren zur konstruktiven Konfliktlösung, das sich sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld anwenden lässt.
Im Zentrum dieses Prozesses stehen nicht nur die Konfliktparteien, sondern auch der*die Mediator*in, der*die den Rahmen für eine faire, respektvolle und zielgerichtete Kommunikation schafft. Damit Mediation wirksam sein kann, ist es essenziell, dass die Grundprinzipien dieses Verfahrens nicht nur bekannt- sondern auch verstanden und aktiv konsequent angewendet werden.

Zu den tragenden Säulen der Mediation gehören Freiwilligkeit, Vertraulichkeit, Allparteilichkeit, Eigenverantwortlichkeit und Ergebnisoffenheit. Diese Prinzipien schaffen die notwendige Basis für Vertrauen und Sicherheit im Mediationsprozess. Jede Partei soll sich frei äußern können – ohne Angst vor Nachteilen. Nur durch ein solches geschütztes Setting kann ein echter Dialog entstehen, der die Wurzeln des Konflikts erreicht und eine nachhaltige Lösung ermöglicht.

Freiwilligkeit ist in diesem Kontext ein besonders wichtiges Element. Denn nur wenn alle Beteiligten aus eigener Motivation teilnehmen, kann ein ernsthafter Wille zur Lösung entstehen. Eine aufgezwungene Mediation ist in der Regel nicht zielführend, da es an innerer Bereitschaft fehlt, sich auf das Gegenüber einzulassen.

Meiner Erfahrung nach kommt es nicht darauf an, dass die Konfliktparteien freiwillig zur Mediation kommen, sondern es kommt darauf an, dass sie freiwillig bleiben.

Vertraulichkeit wiederum schützt die Privatsphäre der Beteiligten. Sie sorgt dafür, dass Inhalte nicht nach außen dringen – ein zentraler Aspekt, insbesondere in sensiblen oder geschäftlichen Angelegenheiten. Das Wissen um die Vertraulichkeit fördert Offenheit und Ehrlichkeit im Gespräch.

Allparteilichkeit des*der Mediator*in bedeutet zudem, dass keine der Konfliktparteien bevorzugt oder benachteiligt wird. Vielmehr geht es darum, beiden Seiten gleichermaßen Gehör zu schenken, ihre Sichtweisen zu verstehen und zu achten. Nur so entsteht ein Gleichgewicht, das einen fairen Prozess gewährleistet.

Überdies spielt Eigenverantwortung ebenfalls eine große Rolle. Denn die Lösung eines Konflikts wird nicht vom Mediator „vorgegeben“, sondern von den Parteien selbst erarbeitet. Eigenverantwortung, welche ansonsten in kostspieligen und langwierigen Gerichtsverfahren an Juristen abgegeben wird, würde bedeuten, dass die Medianden weniger Einfluss auf den Prozess und das Ergebnis haben; aber auch, dass es ein hohes Maß an Verantwortung benötigt, für sich selbst eine Entscheidung zu treffen. Dies bedingt, dass die Parteien selbst wissen, was sie wollen.
Gemeinsam erarbeitete Lösungen jedoch, stärken das Verantwortungsbewusstsein und erhöhen die Akzeptanz der gefundenen Lösung. Dies motiviert in höchstem Maße dazu, den Willen für eine langfristige Umsetzung aufzubringen.

Ergebnisoffenheit schließlich bedeutet, dass das Ziel der Mediation nicht von vornherein festgelegt ist. Stattdessen soll der Prozess offen genug sein, damit sich kreative und für alle Seiten tragfähige Lösungen entwickeln können – oft jenseits der ursprünglichen Positionen. Damit kann nicht versprochen werden, dass am Ende eine Einigung erzielt wird.

Was jedoch ein Mediator versprechen kann, ist, dass die Konfliktbeteiligten in der Mediation einen besseren Überblick über die Situation und ihren Konflikt gewinnen können und mögliche Lösungen generiert werden, welche auch später nochmals verwendet werden könnten. Dies ist besonders hilfreich, da niemand in eine bestimmte Richtung gedrängt wird

Das bloße Wissen um diese Prinzipien reicht jedoch nicht aus. Entscheidend ist, dass Mediator*innen wie auch die Beteiligten deren Bedeutung verstehen und im konkreten Handeln berücksichtigen.

Wer die Prinzipien lediglich als formale Vorgaben begreift, verfehlt ihre eigentliche Wirkung. Erst durch das tiefe Verständnis wird die Mediation zu einem lebendigen, vertrauensbildenden und lösungsorientierten Prozess.

Die Prinzipien der Mediation sind mehr Ausdruck einer Haltung, die auf Respekt, Offenheit und Eigenverantwortung basiert. Ihre Kenntnis und ihr Verständnis sind unabdingbar für jede gelingende Mediation. Wer sie lebt, legt den Grundstein für nachhaltige Konfliktlösung und ein besseres Miteinander.

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