Was ist ein Konflikt?

Veröffentlicht am 27. April 2025 um 15:08

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

in diesem Artikel dreht sich alles um das Thema des Konflikts.
Dabei möchte ich Ihnen zunächst den Unterschied zwischen einem Konflikt und einem Streit verdeutlichen.  

Konflikte können, wenn sie unbehandelt bleiben, zu einem Streit führen. Ein Streit zeigt sich oft in Form von wilden Gestikulationen, lautstarken Auseinandersetzungen oder sogar körperlicher Gewalt.  

Ein Konflikt hingegen liegt bereits dann vor, wenn wir uns in unserem Denken, Fühlen oder in unserer Wahrnehmung beeinträchtigt fühlen. Er kann in heiße und kalte Konflikte unterteilt werden.  

Heiße Konflikte sind für alle sichtbar und werden von den Konfliktparteien offensiv ausgetragen – oft mit Regelverletzungen, Schadenfreude, Wut, Ärger oder Beleidigungen, um letztlich als Sieger*in hervorzugehen. Hier ist Vorsicht geboten, da die Beteiligten versuchen, ihre Meinungen innerhalb des Teams zu verbreiten, um durch eine große Anzahl an Unterstützer*innen ihre Macht zu vergrößern. Ohne klare Regeln oder eine*n Vermittler*in enden solche energieraubenden Kämpfe oft in ermüdenden Zuständen – und schlimmstenfalls in Kündigungen.  

Demgegenüber steht der kalte oder verdeckte Konflikt, der sich durch indirekte Angriffe äußert. Die Konfliktparteien gehen sich aus dem Weg und versuchen, sich durch destruktiven Sarkasmus, Ironie oder unterdrückte Emotionen – etwa in Form von scheinbarem Mitleid – gegenseitig zu sabotieren. Meinungsverschiedenheiten werden ignoriert und totgeschwiegen. Es entstehen Zustände, in denen es keine Ideale mehr gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt. Kämpfe werden verdeckt, unter dem Deckmantel von Regeln und Vorschriften, im Hintergrund ausgetragen – ein Teufelskreis, der ebenfalls nicht selten in einer Kündigung endet.  

An dieser Stelle könnte der Eindruck entstehen, dass Konflikte grundsätzlich etwas Negatives sind – doch das ist nicht der Fall!  

Versteht man sie als kreativen Prozess der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Interessen, als gesunden Wettbewerb oder sogar als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung, können Konflikte dazu beitragen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und eine konstruktive Lösung zu erarbeiten. Denn erst die bewusste Wahrnehmung eines Konflikts ermöglicht es, ihn aktiv zu bearbeiten und Lösungen zu finden.  

Für eine gezielte Analyse von Konflikten ist es sinnvoll, diese verschiedenen Ebenen zuzuordnen:  

  • Sachebene (Was?) – Worum geht es konkret?
  • Strukturebene (Wer?) – Wer ist beteiligt, welche Hierarchien oder Rollen spielen eine Rolle?  
  • Soziale Ebene (Wie?) – Wie verhalten sich die Beteiligten, wie wird miteinander umgegangen?  
  • Emotionale Ebene (Warum?) – Welche Gefühle und persönlichen Motive stehen hinter dem Konflikt?  

Zur Bearbeitung eines Konflikts stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, darunter Verhandlungen, Vermittlungen, Schlichtungen, Mediationen, Moderationen, Supervisionen, Coachings oder Beratungen.  

Eine schnelle, jedoch meist wenig nachhaltige Lösung, ist die hierarchische Konfliktbeendigung durch eine einseitige Entscheidung der*des Vorgesetzten. Wenn aus Zeitmangel oder mangelnder Motivation eine Auseinandersetzung mit dem Konflikt vermieden wird, kann dies dazu führen, dass sich der Konflikt weiter ausbreitet. Mittel- und langfristig wirkt sich dies negativ auf die Motivation und Arbeitsmoral der Mitarbeiter*innen aus.  

Eine konstruktive Auseinandersetzung mit Konflikten innerhalb eines Teams bringt hingegen den Vorteil, dass Fehler aufgedeckt und künftige Konflikte präventiv vermieden werden können.  

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